Parfums bei Sensory Overload: Cleane Düfte wie frisch geduscht
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Menschen mit Geruchsempfindlichkeit vertragen starke Düfte nicht gut. Das kann am Parfum liegen oder an körperlichen Faktoren.
Wer duftsensibel ist, bekommt häufig Kopfschmerzen von Parfum oder reagiert mit Übelkeit.
Cleane Düfte mit einem Frisch-aus-der-Dusche-Scent riechen oft subtiler – und sind für geruchsempfindliche Menschen besser geeignet.
Zu den beliebtesten frischen Duftnoten gehören leichte Zitrus-Akkorde, weißer Moschus oder aquatische Nuancen.
Vielleicht hast Du das selbst schon einmal erlebt: Dein Tag war bodenlos mies, Du bist genervt und willst nur noch nach Hause. Du steigst in den Zug. Und plötzlich quetscht sich eine Person neben Dich, die eine penetrante Duftwolke mit sich herumträgt – Dein Magen zieht sich kurz zusammen und Dein Kopf beginnt zu brummen. Absolut unangenehm, oder?Menschen, die duftsensibel sind, erleben so etwas sehr häufig. Sie reagieren stärker auf Düfte, was in manchen Fällen zu Sensory Overload führt – einer Reizüberflutung. Was dann im Körper passiert, ist unterschiedlich. Manche bekommen beispielsweise Kopfschmerzen, bei anderen wird Übelkeit durch die Gerüche ausgelöst. Aber woher kommt Geruchsempfindlichkeit und welche Ursachen gibt’s? Hier spielen zwei Faktoren eine große Rolle:
Manche Parfums sind für viele Menschen einfach too much. Das trifft vor allem auf Düfte mit folgenden Eigenschaften zu:
zu hohe Duftkonzentration: Parfums enthalten einen bestimmten Anteil an Duftölen. Kreationen mit viel Duftöl sind oft auffälliger wahrnehmbar und haften länger auf der Haut – ein No-Go für Duftsensible. Zu den hohen Duftkonzentrationen zählen Eau de Parfum (10–15 %) oder Extrait de Parfum (15–40 %).
starke Sillage: Das ist der Parfümerie-Fachbegriff für die Duftwolke, die nach dem Auftragen entsteht und in der Luft hängt. Sie geht oft mit dem Duftöl-Anteil zusammen – je mehr Öle in einem Parfum enthalten sind, desto stärker die Sillage.
intensive oder schwere Duftnoten: wie zum Beispiel Harze, Amber, Oud, Patchouli und Rauch-Noten.
süße Gourmand-Parfums: Düfte, die den Geruch von Marshmallow, Schokolade oder Zuckerwatte reproduzieren, sind für sensible Menschen oft zu viel.
schlechte Duft-Qualität: Es ist ein bisschen wie bei Wein – sind die Zutaten hochwertig und das Getränk sorgsam hergestellt, sinkt das Kopfschmerzrisiko. Bei Parfums ist das ähnlich. Billige Inhaltsstoffe gehen Deinen Sinnen schnell auf die Nerven. Wie Du hingegen hochwertige Parfums erkennst, liest Du in unserem Blog-Beitrag: Lässt sich Qualität riechen?
Um herauszufinden, ob einer dieser Punkte auf Parfums zutrifft, ist ein Test notwendig. Dafür eignen sich die Teststreifen am besten. So sprühst Du den Duft nicht direkt auf die Haut und vermeidest, dass ein mögliches Killer-Parfum direkt an Dir haften bleibt. Eine professionelle Parfumberatung kann Dir ebenfalls helfen, einen Duft zu finden, der für Dich angenehm ist.
Nicht immer ist das Parfum der Grund für eine Reizüberflutung. Auch bestimmte physische Faktoren tragen dazu bei, dass Menschen auf Gerüche sensibler reagieren. Dazu zählen:
Stress und Schlafmangel: Denke nur an unser Beispiel im Zug zurück. Ist Dein Körper am strugglen, sinkt die Resilienz – und Deine Nase wird empfindlicher.
Migräne- und Kopfschmerzempfindlichkeit: Kopfschmerzen oder Migräne-Attacken werden häufig von äußeren Reizen ausgelöst – beispielsweise von Gerüchen. Migräne durch Parfums ist also kein seltenes Phänomen bei Duftsensiblen.
Hochsensibilität und Neurodivergenz: Hier kommt der Begriff Sensory Overload her, der inzwischen allgemein ein Gefühl der Reizüberflutung ausdrückt. Für neurodivergente Personen (z. B. ADHS oder Autismus), können Gerüche starke körperliche Reaktionen wie Übelkeit, Schwindel oder auch Gefühle wie Angst oder Beklemmung auslösen.
Schwangerschaft: Die extreme Hormonumstellung verändert oft den Geruchssinn oder macht ihn sensibler.
Trotzdem müssen geruchsempfindliche Menschen nicht die Finger von den Flakons lassen: Es gibt verschiedene Parfums, die für Duftsensible leichter verträglich sind. Wie Du diese Kreationen erkennst, liest Du im nächsten Kapitel.
Du reagierst empfindlich auf Parfums, aber willst den Frisch-geduscht-Effekt, der Dich sanft und leicht durch den ganzen Tag trägt? Say less: Wir zeigen Dir, was ein cleanes, dezentes Parfum ausmacht.
Parfums mit weniger Duftölen sind für Geruchsempfindliche die erste Wahl. Greife also nach:
Eau Fraîche oder Bodymists (1–3 %)
Eau de Cologne (2–4 %)
Eau de Toilette (5–10 %)
Die Vorteile von diesen Kreationen: Sie verfliegen schneller als ihre hochkonzentrierten Kollegen und ihr Duft entfaltet sich subtiler. Auch fühlen sich Parfums mit geringerem Duftöl-Anteil oft leichter auf der Haut an und sie verschmelzen mehr mit Deinem Eigengeruch. Für Deine Nase ist das ein echter Entspannungsfaktor, als wenn sie nur fremde Parfum-Moleküle wahrnimmt.
Lass‘ mal lieber die Sillage-Kracher im Regal stehen: Für geruchsempfindliche Menschen sind Parfums optimal, die nah an der Haut bleiben. Oder anders ausgedrückt: Düfte, die Dich nicht einwabern, sondern nur dezent wahrnehmbar sind. Ein Win-Win für Dich und Deine Nase!
Leichte Fragrances sind die Besties von Duftsensiblen. Das hängt oft mit den Duftnoten zusammen. Helle Nuancen, die Dir eine Parfum-Experience wie frisch geduscht verleihen, sind:
Zitrus: Bergamotte, Mandarine, Neroli
Moschus: Clean Musk, White Musk
Fresh Laundry: Leinen- oder Baumwoll-Akkorde, die nach frisch gewaschener Wäsche riechen
Leichte florale Noten: Orangenblüte, zarte Rose, Pfirsichblüte, Maiglöckchen
aquatische Noten: Aldehyde, salzige Noten, Melone
Molekulardüfte wie Iso E Super
Wichtig: Achte beim Stöbern auf die Duftkonzentration! Es gibt auch Parfums mit leichten Noten, die aber einen hohen Duftölanteil haben. Da verwandelt sich eine zarte Blüte schnell in eine florale Explosion, die Deine Sinne überreizen kann.
Komplexe Duftpyramiden und eine Liste an Kopfnoten, die gefühlt kein Ende nimmt? Manche Parfumfans lieben diese Vielschichtigkeit. Für Duftsensible ist das der reinste Overkill. Setze lieber auf Düfte mit einem klar strukturierten Aufbau. Bei der Menge an Duftnoten pro Parfum gilt: Minimalism is King.
Auch der cleanste Duft kann aufdringlich wirken, wenn Du ihn falsch aufträgst. Wir haben die besten Tipps für Dich gesammelt, damit Deine sensible Nase Dein Parfum genießt:
Geh an die frische Luft, um Dein Parfum aufzutragen – im besten Fall ein Balkon. Oder Du stellst Dich ans geöffnete Fenster. So bleibt der Duft nicht im Raum hängen.
Trage nur 1–2 Sprühstöße auf den Handgelenken auf. Andere Pulspunkte wie der Hals oder hinter den Ohren bringen den Duft näher an Deine Nase – could be too much.
Teste, wie Parfum sich auf Deiner Kleidung entwickelt. Manche geruchsempfindlichen Menschen lieben den Effekt, den Duft nicht direkt auf der Haut zu tragen. Und sprühst Du das Parfum auf eine Strickjacke oder Schal, kannst Du die Fragrance sogar ausziehen, wenn es Dir zu viel wird. Für andere wirkt ein Parfum auf Kleidung penetranter, weil er intensiver riechen kann und langsamer verfliegt – probiere einfach aus, was für Dich funktioniert.
Wärme verstärkt die Projektion von Duftmolekülen. Der Geruch wird also kräftiger, was für Dich heißt: An sehr warmen Sommertagen oder beim Sport solltest Du die Zahl der Sprühstöße reduzieren oder sogar ganz auf Parfum verzichten, wenn Du sensibel auf Düfte reagierst.
Grundsätzlich spricht nichts dagegen. Viele Schwangere reagieren allerdings stärker auf Gerüche, was an der Hormonumstellung liegen kann. Deshalb sind während der Schwangerschaft leichte Parfums mit geringer Sillage besser geeignet. Angenehme Duftnoten sind zum Beispiel hautnahe Moschus-Nuancen, Zitrusnoten oder aquatische Düfte.
Wer zu Migräne oder Kopfschmerzen neigt, sollte sanfte Parfums mit einer minimalistischen Duftpyramide wählen. Komplexe Kreationen führen bei sensiblen Menschen schneller zu einem Gefühl von Sensory Overload. Auch schwere Parfums, die stark projizieren, sind für Migräne-empfindlichen Personen klare No-Gos.
Cleane Parfums und Wie-Frisch-geduscht-Fragrances passen ideal zu Situationen, in denen Du eine persönliche Note tragen möchtest ohne aufdringlich zu wirken. Das passt zu Büros, Bahn- oder Busreisen, engen Räumen, oder wenn Du Dich mit duftsensiblen Personen triffst. Auch im Sommer sind dezente Parfums eine gute Idee: Düfte entwickeln sich bei Wärme stärker – mit cleanen Scents bleibst Du auch in der Hitze fresh.